Ich wurde 1962 in Südchina geboren und begann im Alter von acht Jahren mit großer Begeisterung chinesische Kampfkunst (Wushu) zu trainieren. Nach der Schule ging ich nach Beijing und studierte dort an der Sportuniversität. Bei meinem Mentor Prof. ZHANG Guangde studierte ich Anfang der 80er Jahre auch das Daoyin Yangsheng Gong. Während meines Studiums wurde ich zweimal Staatsmeister für Sanda (Vollkontakt) und errang besonders im Bereich der traditionellen Wushu-Stile zahlreiche Medaillen bei den nationalen Wushu-Bewerben in China.
Nach meinem Studium war ich als Cheftrainer für Wushu an der Tsinghua-Universität in Beijing tätig.
1988 kam ich nach Österreich und lebe seitdem in Graz, wo ich die Taijili-Schule für traditionell chinesische Körperkunst gegründet habe. Seit 1989 bin ich Lehrbeauftragter am Institut für Sportwissenschaften (ISPOW) der Karl-Franzens-Universität Graz, an der ich 1998 auch zum Dr. rer. nat. promovierte. Seit 2004 ist das Daoyin (Qigong) im Bereich „Gesundheitssport“ Pflichtfach für Studierende am ISPOW. Seit 2006 unterrichte ich Qigong im Rahmen einer Lehrveranstaltung zur Einführung in die TCM auch an der Medizinischen Universität Graz.
2005 wurde ich von der Chinese Wushu Association zum 7. Dan Wushu-Meister und 2006 von der Beijing-Sportuniversität offiziell zum 7. Dan DYYSG-Meister graduiert.
2017 erhielt ich das Ehrenzeichen der Stadt Graz für Verdienstete um den Sport.
WIE IST TAIJILI ÜBERHAUPT ENTSTANDEN?
Am Beginn meiner Tätigkeit in Österreich war mein Vorname " Xiaoqiu" für viele Schülerinnen und Schüler recht schwierig auszusprechen, wodurch ich zu "Taiji-Li" (Taijili) wurde.
Ich habe aus diesem Beinamen meine Trademark kreiert und aus T, J und L das Logo im Stile der gehockten Peitsche vor dem Hintergrund des Yin-Yang-Symbols entwickelt.
Liebe Daoyin Yangsheng Gong Freunde,
Es ist meine traurige Pflicht mitzuteilen, dass mein Mentor und lieber Freund Herr UNIV.-PROF. ZHANG GUANGDE am 30. Jänner 2022 in Beijing im 91. Lebensjahr verstorben ist.
Univ. -Prof. ZHANG Guangde ist der Gründer des Daoyin Yangsheng Gong
Professor ZHANG wurde 1931 als Sohn einer Arztfamilie in Hebei, China, geboren. In seiner Jugend trainierte er intensiv und mit Begeisterung chinesische Kampfkunst (Wushu) und studierte ab 1955 am Wushu-Institut an der Sportuniversität in Beijing. Nach seinem Studium arbeitete er dort als Dozent.
Anfang der 70er Jahre erkrankte Prof. ZHANG schwer und konnte aufgrund von allergischen Reaktionen auf viele Medikamente nicht erfolgreich behandelt werden. Er wurde von seinen Ärzten bereits aufgegeben. Doch gab Prof. ZHANG selbst nicht auf. Als der Krankheitsverlauf lebensbedrohlich wurde, begann er die klassischen Schriften des Daoyin und der TCM zu studieren, um Übungen zu entwickeln, mit denen er sich heilen konnte. Er begann systematisch, dieses Wissen mit modernen wissenschaftlichen medizinischen Ansätzen zu verbinden. Basierend auf diesen Kenntnissen, seinem Können im Bereich des Wushu und geheimen Übungsmethoden, die in seiner Familie überliefert wurden, konzipierte er zunächst das Meridian-Qigong. Mit diesem Übungssatz gelang es ihm, seine Krankheiten zu überwinden und er konnte 1982 seine Lehrtätigkeit als Abteilungsleiter für theoretischen und praktischen Unterricht am Wushu-Institut der Sportuniversität Beijing wieder aufnehmen.
Zum Zeitpunkt seiner Rückkehr war ich Student an dieser Abteilung. Ich hatte bereits mehrere nationale Bewerbe für traditionell chinesische Kampfkunst gewonnen und begann mir in diesem Zusammenhang auch Gedanken über meine eigene Gesundheit zu machen. Allmählich setzte ich mich tiefer mit der traditionell chinesischen Gesundheitslehre auseinander und nahm auch meine Studien des Daoyin bei Prof. Zhang auf. Zu dieser Zeit wurde mir klar, dass mein Leben von nun an mit dieser Körperkunst für immer verbunden sein würde.
Seit Anfang der achtziger Jahre hat Univ.-Prof. ZHANG das DYYSG zu einem kompletten Methodenzyklus ausgebaut, bestehend aus der Grundstufe, der Mittelstufe mit derzeit über 50 Übungssätzen und dem Yangsheng-Taiji-System mit mehreren Hand- und Waffenformen. Im Jahr 1990 wurde das DYYSG vom chinesischen Gesundheitsministerium offiziell als medizinisches Qigong anerkannt und wird in vielen Krankenhäusern und Sanatorien bei der Therapie unterschiedlicher Krankheiten angewendet. An der Beijing-Sportuniversität wird DYYSG als eigener Studiengang angeboten. Von China ausgehend wird DYYSG mittlerweile in sehr vielen Ländern der Welt praktiziert.
Im Jahr 1988 wurde ich von meinem österreichischen Mentor Univ.-Prof. Günter BERNHARD zum Doktoratsstudium und als Lehrbeauftragter an das Institut für Sportwissenschaften der Karl-Franzens-Universität in Graz eingeladen. An diesem Institut habe ich dann das Daoyin Yangsheng Gong im Bereich „Gesundheitssport“ über 25 Jahre unterrichtet.
Aufgrund des anhaltenden Interesses an der traditionell chinesischen Körperkunst konnte ich 1996 durch die Unterstützung des Instituts für Sportwissenschaften Prof. ZHANG nach Graz einladen, um sein Wissen und seine Erfahrungen – zum ersten Mal in Österreich – im Rahmen mehrerer Seminare weiterzugeben.
Seit dieser Zeit hat Prof. ZHANG Österreich mehrmals besucht, um hier zu lehren und die neusten Entwicklungen des DYYSG weiterzugeben. Aufgrund seines Wunschs und mit seiner Unterstützung ist es mir gelungen, nach über 20 Jahren eigener Unterrichtspraxis – deutschsprachige Unterlagen als Lehrmaterial in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Mit Anlass seiner letzten Reise im Jahr 2011 in Österreich habe ich ihm mein Lehrbuch des DYYSG als Dankschön zu seinem 80. Geburtstag gewidmet.
Als wir 2018 im Zuge einer China-Reise mit über 30 DYYSG-Begeisterten Prof. ZHANG an der Sportuniversität von Beijing besuchten, waren wir alle von seiner Autorität und herausragenden Persönlichkeit tief beeindruckt.
Mein verehrter Lehrer, geistiger Vater und lieber Freund – ich bin traurig, aber doch sehr dankbar für das, was du mir und uns gegeben und hinterlassen hast. Ich verspreche dir, Dein Wissen und dein Geist werden in uns weiterleben… Dein Schüler Xiaoqiu
02. 02. 2022 in Graz
Univ. Prof. YUAN wurde 1949 in Wenzhou in der Provinz Zhejiang geboren. In seiner Jugend übte er mit Begeisterung die Chinesischen Kampfkünste (WuShu) und war bis in die 90iger Jahre als Cheftrainer für Wushu an der Jugend-Sportschule in Wenzhou, wo ich als Kind Wushu trainierte, tätig.
Prof. YUAN studierte die Wushu an der Sportuniversität Wuhan. Seit dem Jahre 2000 leitet er als Univ. Professor die Wushu-Abteilung der Wenzhou-Universität. Er hält als Gastprofessor regelmäßig Taijiquan-Seminare und Vorträge in Japan. Seine spezifische Fähigkeit liegt darin, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Dies zeigt sich vor allem in der Anwendung der Taijiquan-Technik als Kampfpraxis.
Das Taijiquan-Seminar mit Xiaoqiu´s erstem Lehrer, Univ.-Prof. Zhenlan Yuan Anfang Juli im neuen Turnsaal der Modeschule in Brockmanngasse war durchaus ein Erlebnis.
Der jugendlich wirkende Mitfünfziger beeindruckte nicht nur durch seine Dynamik und sein Temperament - es war spürbar, dass er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den wenigen Stunden möglichst viel der den Kampf- und Körperkünsten zugrunde liegenden chinesischen Philosophie näher bringen wollte. Die Tatsache, dass er seinen Vortrag auf Chinesisch hielt, hat niemanden gestört.
In Kombination mit Xiaoqiu´s Übersetzung habe ich die klare Körpersprache und einprägsame Mimik von Univ.-Prof. Zhenlan Yuan sogar als besonderes Erlebnis empfunden. Das Ineinandergreifen von Übungen zur Pflege des Körpers, den Kampftechniken und der spirituellen Entwicklung wurde klar herausgestellt.
Für mich war die oftmalige Betonung durch Univ.-Prof. Zhenlan Yuan, man solle zwar beharrlich üben, sich bei den Übungen aber keineswegs durch falschen Ehrgeiz überfordern, eine der Kernbotschaften. Nicht zuletzt hat Univ.-Prof. Zhenlan Yuan in den praktischen Übungen den Kampfaspekt der verschiedenen Taiji-Bewegungen sehr klar vermittelt. Ich hoffe, dass ich für möglichst viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer spreche, wenn ich abschließend sage: Mir hat der Tag mit Univ.-Prof. Zhenlan Yuan großen Spaß gemacht.
Wolfgang Skerget
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